Festivalbericht Tag 1: Merseburger Schlossfestspiele 2025 - zwischen Riesenrad und Rockbühne
- Redaktion
- 3. Juli
- 4 Min. Lesezeit

Vom 20. bis 22. Juni 2025 verwandelten sich die historischen Mauern von Dom und Schloss in Merseburg erneut in eine eindrucksvolle Kulisse für die Merseburger Schlossfestspiele. Unter dem Motto „Komm mit ins Zauberland“ bot das traditionsreiche Festival ein abwechslungsreiches Kulturprogramm – von mittelalterlichem Markttreiben über Kunsthandwerk bis hin zu einem hochkarätigen Musikprogramm.
Im Mittelpunkt unseres Besuchs stand der Schlossgarten, der sich einmal mehr als Herzstück der Festspiele präsentierte. Vor romantisch illuminierten Bäumen und historischen Gemäuern traten über drei Tage hinweg nationale und internationale Künstler auf und sorgten für eine musikalische Reise durch Genres und Generationen.
Ob Folk-, Gothic-/Darkrock über Kammercore oder Mittelaltermusik –
das Line-up zeigte sich so vielfältig wie das Publikum selbst. Dabei wurde nicht nur auf musikalische Qualität, sondern auch auf stilistische Vielfalt geachtet.
Die Nähe zwischen Bühne und Publikum schuf zudem eine intime Atmosphäre, wie man sie auf größeren Festivals oft vermisst.
Mehr zur Informationen zu den Schlossfestspielen kannst Du in unserem
nachlesen, welches wir im Vorfeld geführt hatten.
20.06.2025 – Von Met bis Metal: Ein Auftakt voller Kontraste
Cumulo Nimbus – Renaissance-Metal mit Tiefgang
Den Auftakt des Festivals gestaltete Cumulo Nimbus, deren Mischung aus Renaissance-Elementen und Metal sich als idealer Einstieg erwies.

In Songs wie „Nachts sind alle Schatten grau“ und „Totensonntag“ schwang melancholische Tiefe mit, während das neue Stück „Wort gegen Klinge“ einen klaren Appell gegen Waffengewalt setzte. Für ein besonderes Highlight sorgte Gräfin Binia, die beim Song „Im Wirtshaus“ stilecht Met an das Publikum verteilte.
Trotz des straffen Zeitplans ließ sich die Band eine Zugabe nicht nehmen – inklusive eines charmanten Flötenduetts.

„Vor 35 Jahren standen wir schon hier – es ist unglaublich, wie sich dieses Festival entwickelt hat.“ - Erik, der Müllermeister
Ein kraftvoller Start für ein Wochenende zwischen Poesie, Pathos und Party.
Ost+Front – Schock und Schwere aus Berlin

Ein Kontrastprogramm folgte mit Ost+Front, deren brachialer Industrial-Metal das Publikum in eine düstere Klangwelt entführte. Mit provokanten Texten, martialischen Outfits und der exzessiven Nutzung von Kunstblut inszenierte die Berliner Band eine Show, die weniger Konzert als Gesamtkunstwerk war.
Schockelemente, harte Riffs und visuelle Überwältigung – das war kompromissloser Metal mit Kante. Nicht jeder Song gefiel jedem Gast, aber genau das schien Teil des Konzepts.

„Nicht alles muss gefallen – wir wollen, dass es wirkt.“ – Hermann, Sänger von Ost+Front, nach dem Auftritt.
Ost+Front polarisieren – und bleiben im Gedächtnis.
Coppelius – Kammercore mit Haltung und Humor
Gegen 19:25 Uhr betrat Coppelius die Bühne – stilecht in Frack und Zylinder.
Trotz krankheitsbedingter Absenz von Comte Caspar zeigte sich die Band in Bestform und nutzte die Umstände für kreative Einfälle.

„Nur für Dich“ wurde von Max Copella übernommen, die „Operation“ für den abwesenden Comte ironisch inszeniert. Stücke wie „Risiko“ und „Musenkuss“ verbanden lyrische Texte mit Cello-Klängen und Metal-Energie. Beim Mitmachteil zu „Contenance“ hallte der Ruf des Publikums durch den Schlossgarten, und bei „Bitten Danken Petitieren“ erklomm Bastille nicht nur sportlich den Bühnenrand, sondern auch den Fagottspieler – samt Sektverteilung.
Die abschließende Version von „Chop Suey“ war schräg, charmant und virtuos
– ein Fest für die Sinne.

„Wir improvisieren mit Stil – Contenance bewahren!“
– Bastille, Coppelius, beim Auftritt ohne Comte Caspar
Steve'n'Seagulls – Finnische Bluegrass-Explosion
Als nächstes brachten Steve’n’Seagulls aus Finnland mit ihrem unverwechselbaren Stil die Stimmung endgültig zum Kochen. Mit Banjo, Kontrabass, Ukulele und Akkordeon verwandelten sie Rock- und Metal-Klassiker in tanzbare Hillbilly-Hymnen.

Der Opener „Black Dog“ setzte den Ton, bei „Perfect Strangers“ kam erstmals das Akkordeon zum Einsatz, und spätestens bei „More Than a Feeling“ wurde kollektiv mitgeklatscht. Humorvolle Ansagen, Seitenhiebe auf das finnische Wetter und tighte Instrumentalparts machten den Auftritt zu einem Highlight.
Die Version von „Thunderstruck“ ließ den Schlossgarten beben und
bildete einen spektakulären Abschluss.

„It’s hot as hell – but you Germans still clap on the two and four, we love it!"
– Remmel, Sänger von Steve’n’Seagulls
Finntroll – Pagan-Metal aus der Tiefe des Nordens
Denn mit Finntroll betraten zum finalen Slot des Abends echte Urgesteine des Pagan- und Folk-Metal die Bühne. Ihr Sound, der nordische Mythen mit donnernden Riffs und trollhaften Melodien verbindet, ließ den Schlossgarten in eine andere Welt eintauchen.

Mal treibend, mal düster-mystisch, entfaltete sich eine Klanglandschaft, die gleichermaßen zum Moshen wie zum Staunen einlud. Gesang in Finnisch, krachende Doublebass, folkige Zwischenspiele – Finntroll lieferten eine atmosphärisch dichte Show,
die den ersten Festivaltag würdig beschloss.

„Darkness, beer and dancing – that's how we summon the forest gods!“
– Vreth, mit einem Lachen ins Publikum
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Sammlung aller Fotos und Berichte von allen drei Tagen:
(Großer Dank gilt der Stadt Merseburg, den Veranstaltern, der Agentur In Move Konzert- & Kulturproduktionen GmbH, sowie allen beteiligten Helfern, die mit großem Engagement für einen reibungslosen Ablauf und
ein hochwertiges Programm sorgten.)
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