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Redaktion

Album Review: IN EXTREMO - Wolkenschieber

Das 13. Album der erfolgreichsten Mittelalter-Rockband der Welt erscheint am Freitag, den 13.09.2024


Albumcover Wolkenschieber

Tracklist:

01. Wolkenschieber

02. Weckt Die Toten (feat. Henry M. Rauhbein)

03. Katzengold

04. Olafur

05. Unser Lied (feat. Bjoern Both von Santiano)

06. Feine Seele (feat. Oliver Satyr von Faun)

07. Blutmond

08. Des Wahnsinns Fette Beute (feat. Joachim Witt)

09. Geschenkt Ist Geschenkt

10. Aus Leben Gemacht (feat. Joey & Jimmy Kelly)

11. Komm, Lass Die Welt Sich Weiterdrehen

12. Terra Mater

13. Schweine (Bonustrack)

14. Das Totenschiff (Bonustrack)


Veröffentlichungsdatum: 13.09.2024


Erhältich als CD-Digisleeve, schwarze Doppelvinyl,

als limitierte CD-Deluxe-Versionen inkl. zwei Bonustracks oder Doppelvinyl in Pearloptik in 180gramm mit einem edlen, signierten Artprint.


Außerdem im Shop streng limitierte White Label-Vinyls und diverse Bundles mit exklusivem T-Shirt und einem exklusiven „Wolkenschieber“-Bitter, extra destilliert für dieses Album von der ältesten Berliner Schnapsmanufaktur Mampe Spirituosen GmbH.



Knapp 4 Jahre war es relativ still um die Band In Extremo.

Nun sind sie wieder da!


Kurzer Blick in die Vergangenheit:


Das Album „Kompass zur Sonne“ welches 2020 genau zum Beginn der weltweiten Pandemie erschien brachte der Band zwar einen weiteren Top-1-Erfolg, doch die geplanten Tourneen und Feiern zum Jubiläum fielen den pandemiebedingten Einschränkungen zum Opfer.

Seitdem hat sich einiges im Kosmos von In Extremo verändert. Das einstige Septett ist inzwischen zum Sextett geschrumpft – eine Entwicklung, die für die Band und ihre Fans besonders schmerzhaft war. Der tragische Verlust von Boris Pfeiffer, dem langjährigen Freund, Kumpel, Bandkollegen und Spezialisten für die Marktsackpfeife, Schalmei und Nyckelharpa, hat eine tragische Wendung in der Bandgeschichte markiert.


Nun, als Sextett, richten sie ihren Blick hoffnungsvoll gen Himmel, wo jedoch noch viele dunkle Wolken zu sehen sind.


Einen "kleinen" Lichtblick konnte Micha & Co. am 31.08.2024 doch schon erhaschen. Während des von In Extremo selbst organisierten "Weckt die Toten Festival" auf der Peißnitzinsel in Halle, erlebte die Band einen besonderen Moment in ihrer Karriere. Für ihr im Jahr 2016 bei Universal Music erschienenes Album "Quid Pro Quo" wurden die Berliner Spielmänner mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet (wir berichteten bereits)



Aber nun schauen wir uns doch mal das neue Werk „Wolkenschieber“ genauer an:



„Wolkenschieber“ ist ein metaphorischer Begriff, der symbolisiert, wie die Band versucht, die schweren Wolken beiseitezuschieben, um wieder Licht in ihre Musik und ihre Zukunft zu bringen. Trotz der Rückschläge und der schwierigen Zeiten zeigt In Extremo ihre ungebrochene Entschlossenheit, weiterhin zu bestehen und neue Wege zu finden, ihre Fans zu begeistern.


Was bekommen wir auf die Ohren?


Der gleichnamige Eröffnungstrack des Albums "Wolkenschieber" dient als Ausgangspunkt für eine skurrile Geschichte, die perfekt in das Folk- und Mittelalter-Setting der Band passt.

Im Zentrum steht die Legende des Berliner Apothekers Schultze, der 1874 mit seinem Trunk angeblich für jedes Leiden eine Lösung parat hatte. Ganz gleich, ob es sich um Durchfall, Beziehungsprobleme oder Depressionen handelte – ein paar Schlucke vom "Wolkenschieber" und schon sah die Welt wieder deutlich freundlicher aus.

Musikalisch bleibt die Band ihrer Linie treu: Der Song verbindet moderne Elemente mit ihrem charakteristischen Stil, inklusive der gewohnt augenzwinkernden Ironie an die Geschichte. "Wolkenschieber" reiht sich nahtlos in die Reihe der typischen, feucht-fröhlichen Partyhymnen von In Extremo ein.

Kay Lutter erklärt:

"Das Leben zu Zeiten Otto von Bismarcks hat viele Parallelen zur Gegenwart. Es herrschte eine unglaubliche Armut, große Wohnungsnot und politischer Tumult – etwas, was leider auch heute wieder sehr präsent ist. Schon damals haben sich die Leute in diesen Wirren danach gesehnt, ihre Sorgen zwischendurch für ein paar Momente runterzuschlucken und einfach unbeschwert zu sein."


Der Song „Weckt die Toten“, auf dem sich Micha Rhein ein packendes Duett mit Rauhbein-Frontmann Henry M. Rauhbein liefert. Dieser Song ist weit mehr als nur eine Hommage an ihre eigene Bandgeschichte – es ist eine ausgelassene Feier des Lebens und eine kraftvolle Selbstbeweihräucherung, die die beeindruckenden 30 Jahre von In Extremo in den Vordergrund stellt.

Für langjährige Fans wird der Titel sofort vertraut klingen: Bereits 1998 erschien das gleichnamige Album „Weckt die Toten“, das zum kommerziellen Durchbruch der Band führte und von dem fast eine halbe Million Exemplare verkauft wurden.

Weckt die Toten“ ist nicht nur eine mitreißende Feier-Hymne, sondern auch eine deutliche Kampfansage an die Trägheit und Schwermut der heutigen Zeit. Es ist ein Aufruf, mit geballter Energie und voller Lebensfreude gegen die alltäglichen Herausforderungen und dunklen Wolken anzukämpfen. In Extremo ziehen damit erneut in den Kampf - gegen Gleichgültigkeit und Resignation und für ein ausgelassenes Gemeinschaftserlebnis. Die Band will die Menschen aus ihrer emotionalen Starre reißen und aufrütteln, so wie sie es schon 1998 geschafft hat.

Der Song ist somit sowohl eine nostalgische Rückbesinnung als auch eine Erneuerung, mit der In Extremo ihre ungebrochene Energie und ihren Kampfgeist unter Beweis stellen.



Mit „Katzengold" erreicht die Band eine neue Stufe in ihrer künstlerischen Entwicklung: Der Song kombiniert das für die Band typische mittelalterliche Flair mit modernen elektronischen Einflüssen, was dem Stück einen aggressiven und zugleich aktuellen Klang verleiht. Der Song hat eine kraftvolle und unmissverständliche Ansage, die sich teils direkt, teils subtil gegen eine Reihe gesellschaftlicher Missstände richtet. Laut Bassist Kay Lutter richtet sich der Song insbesondere gegen „alle Hetzer, Spalter, Verschwörungstheoretiker, Populisten und andere homophobe Idioten“. „Katzengold" wird so zum klingenden Mittelfinger gegen alle, die mit Ignoranz, Intoleranz und Hass die Gesellschaft spalten wollen.

Im Mittelpunkt steht jedoch der wütende und gleichzeitig entschlossene Gesang von Frontmann Michael Robert Rhein. Seine Stimme klingt aggressiv, fast schon „angefressen“ – ein Ausdruck purer Ablehnung gegenüber denjenigen, die für die genannten Probleme verantwortlich sind. Seine Performance verstärkt die klare politische und gesellschaftliche Stellungnahme der Band, die sich in Zeiten zunehmender Polarisierung und Intoleranz für Zusammenhalt und gegen Dummheit ausspricht.

„Dumm, Dumm, Dummheit als Taktstock“, so könnte man die Haltung von In Extremo in diesem Song zusammenfassen. Der Song ist eine klare Aufforderung, die Augen nicht vor den Problemen der Welt zu verschließen und stattdessen laut und deutlich gegen Ungerechtigkeit und Hass zu stehen.

Laut Kay Lutter einer der politischsten Songs, die die Band je geschrieben hat:

„Eigentlich hatten wir beschlossen, uns in den Songs nie politisch zu äußern. Seit `Quid Pro Quo` hat sich dies geändert. Wenn man sich heute die explosive Stimmung in der Welt anschaut, kann man nur den Kopf darüber schütteln, wie gewisse Dinge in einem Land mit unserer dunklen Vergangenheit schon wieder passieren können und sich die Geschichte direkt vor unseren Augen wiederholt. Statt aus den Fehlern zu lernen, begehen wir sie zum zweiten Mal."


Mit dem Song „Ólafur“, der auf isländisch gesungen wird, entführt In Extremo das Publikum auf eine historische Reise in die nordische Kultur. In seiner Struktur erinnert „Ólafur“ an ähnliche, kraftvolle Stücke der Band wie „Pikse Palve“, wobei beide Lieder durch ihre treibenden Rhythmen und den kraftvollen Einsatz mittelalterlicher Instrumente bestechen. „Ólafur“ ist jedoch mehr als nur ein musikalisches Epos – er stellt auch einen symbolischen Mittelfinger an alle dar, die sich der Kultur und der Lebensfreude verschließen. In In Extremo ureigenem Stil setzen sie ein Zeichen gegen die „Unsympathen“ der heutigen Zeit, indem sie ein fast vergessenes Trinklied aus dem 8. Jahrhundert zum Leben erwecken. Diese Skalden-Dichtung, die ursprünglich im Skandinavien des 17. Jahrhunderts aus religiösen Gründen verboten wurde, feiert durch die Band eine Renaissance. Der Song ist nicht nur ein kraftvoller Protest, sondern auch eine Hommage an vergangene Zeiten, in denen Musik und Feierlichkeiten als zentrale Ausdrucksformen des Zusammenhalts und der Lebensfreude dienten.

Der historische Hintergrund von „Ólafur“: Die Originalmelodie, die einst in den Tavernen und Versammlungen des alten Nordens erklang, wurde unter dem Druck der Religion verboten und geriet in Vergessenheit. Doch dank der akribischen Recherchen von Dr. Pymonte, dem Multiinstrumentalisten der Band, wurde dieses Stück in alten Archiven entdeckt und von IN EXTREMO in einem neuen Gewand wieder zum Leben erweckt.

Musikalisch wurde „Ólafur“ mit einem mittelalterrockigen Breitwandsound versehen, der die uralte Dichtung in die heutige Zeit bringt und gleichzeitig die Wurzeln der Band tief im Mittelalter und der Folklore festigt. Die kräftigen Dudelsäcke, die treibenden Trommeln und die eindrucksvollen Gesangslinien verleihen dem Stück eine Intensität, die das Publikum unweigerlich in seinen Bann zieht und es mit auf eine klangliche Reise durch Zeit und Raum nimmt.



Unterstützt wird In Extremo bei dem Song „Unser Lied“ von Björn Both, dem Sänger der norddeutschen Band Santiano, der mit seiner markanten Stimme entscheidend zum epischen Charakter des Songs beiträgt. Mit seinem typischen Seemannscharme verleiht Both dem Lied eine besondere Note, ohne jedoch den charakteristischen Sound von In Extremo zu überdecken.

Obwohl durch Both die Gefahr bestand, dass sich der Song in einem überbordenden Shanty verlieren könnte, gelingt es In Extremo meisterhaft, den Track fest in ihren musikalischen Gewässern zu verankern. „Unser Lied“ schunkelt zwar kräftig und greift die typischen Seefahrermotive auf, doch die Band bleibt ihrer eigenen Identität treu. Der Mix aus mittelalterlichen Klängen und maritimen Einflüssen schafft eine faszinierende Atmosphäre, die gleichzeitig nostalgisch und kraftvoll wirkt.

Musikalisch setzen In Extremo auf eine Mischung aus mittelalterlichen Instrumenten wie Dudelsäcken und Drehleiern, kombiniert mit rockigen Gitarrenriffs und kraftvollen Schlagzeugrhythmen. Der eingängige Refrain ist dabei besonders hervorzuheben – er ist mitreißend und lädt das Publikum zum kollektiven Mitsingen ein, was dem Song das Potenzial verleiht, zu einer echten Hymne zu werden.


„Feine Seele“ ist weit mehr als nur ein musikalisches Experiment – es ist eine emotionale Reise, die sich mit dem Abschied von geliebten Menschen auseinandersetzt. Die Berliner Spielmänner kehren damit zu ihren Wurzeln zurück und setzen eine Tradition fort, die in der mittelalterlichen Musik fest verankert ist: Lieder über das Leben, den Tod und die kostbaren Momente dazwischen. Der Song greift eine Problematik auf, die jeden Menschen früher oder später betrifft – der Verlust eines geliebten Menschen und die Erinnerungen, die bleiben. Die Band erklärt dazu: „Es geht in dem Text um jemanden, der seine letzte Reise angetreten hat und darum, sich noch einmal an all die schönen Momente zu erinnern, die man zusammen verbracht hat.“

Besonders herausragend ist die Beteiligung von Oliver „SaTyr“ Pade, Frontmann der Band Faun und langjähriger Weggefährte von In Extremo. Mit seiner 16-saitigen Nyckelharpa, einem traditionellen skandinavischen Instrument, fügt er der Ballade eine besondere Tiefe und Zärtlichkeit hinzu.

Die Kombination aus Michael Rheins eindringlichem Gesang und Satyrs meisterhaftem Spiel auf der Nyckelharpa erschafft ein Lied voller melancholischer Schönheit. Die Musik fängt die Essenz des Textes perfekt ein und gibt dem Hörer das Gefühl, selbst in Erinnerungen zu schwelgen und sich von einem geliebten Menschen zu verabschieden. Dabei bleibt die Ballade dennoch positiv und friedvoll, indem sie den Fokus auf die schönen Momente legt, die man gemeinsam erlebt hat.



In gewohnter In Extremo-Manier gelingt es der Band, in „Blutmond“ das Wilde und Romantische ihres charakteristischen Fantasy-Reichs zu vereinen. Auch wenn der Song textlich weniger auf die historischen oder volkstümlichen Themen zurückgreift, die man von früheren Stücken kennt, entfaltet er dennoch eine kraftvolle und düstere Energie, die den Titel perfekt unterstreicht. Der „Blutmond“ thront als Symbol am Firmament – ein mächtiges Bild, das die Faszination für dieses seltene Naturereignis in musikalischer Form einfängt.

Während der „Blutmond“ in der Mythologie oft als Omen für düstere Zeiten gedeutet wird, steht er in diesem Song für eine wilde und gleichzeitig romantische Entfaltung der Band. Es ist ein Moment, in dem In Extremo nicht nur musikalische Kraft demonstrieren, sondern auch die Fähigkeit, Emotionen und Bilder so zu transportieren, dass sie den Hörer auf eine Reise in eine andere Welt mitnehmen. Die Tore zu diesem wildromantischen Fantasy-Reich öffnen sich in „Blutmond“ mit einer Intensität, die sowohl alteingesessene Fans als auch neue Zuhörer gleichermaßen in den Bann zieht.

Der Song bietet all das, was man an In Extremo schätzt: kraftvolle, markante Instrumentierung, eingängige Melodien und eine lyrische Dichte, die zum Nachdenken anregt. „Blutmond“ könnte, obwohl er keinen direkten Bezug zu „Vollmond“ hat, in gewisser Weise als moderner Bruder des legendären Songs betrachtet werden. Beide Lieder thematisieren den Mond als zentrales Symbol, doch während „Vollmond“ einen eher nostalgischen und geheimnisvollen Charme versprüht, ist „Blutmond“ roh, intensiv und eindrucksvoll – ein musikalisches Spiegelbild des majestätischen Mondes, der über einer düsteren Welt thront.


Musikalisch gleicht der Song „Des Wahnsinns Fette Beute“ einer wahren Soundwalze, die sich wie ein Naturereignis durch die Gehörgänge bahnt. Die mächtigen Gitarrenriffs und der epische Aufbau lassen den Track schwer und mächtig wirken – fast als ob er mit der unaufhaltsamen Gewalt des Wahnsinns selbst heranrollt. Der düstere Grundton wird durch die Zusammenarbeit mit Joachim Witt noch verstärkt, der dem Song mit seiner unverwechselbaren, tiefen Stimme eine zusätzliche Ebene verleiht.

Schon beim ersten Hören ist klar: „Des Wahnsinns Fette Beute“ bleibt hängen. Der Track baut sich langsam auf, nimmt den Hörer mit auf eine Reise und steigert sich immer weiter, bis er schließlich in einem brachialen, fast überwältigenden Finale gipfelt. Die wuchtigen Klänge und das orchestrale Arrangement lassen den Song wie eine Hymne klingen, die sich gegen den Irrsinn unserer Zeit richtet. Das Zusammenspiel von mittelalterlichen Elementen, modernen Rock-Elementen und Witts markanter Stimme macht „Des Wahnsinns Fette Beute“ zu einem echten musikalischen Statement.


Der Song „Geschenkt ist geschenkt“ schlägt eine Brücke zwischen den mittelalterlichen Klängen, für die In Extremo bekannt sind, und einem modernen Sound, der elektronische Beats und Effekte geschickt in die Struktur integriert. Der Track bewegt sich somit zwischen Medieval-Rock und Rave, was ihm eine einzigartige Energie verleiht und das Publikum sowohl zum Mitsingen als auch zum Tanzen animiert. Die unverkennbare Härte der traditionellen Instrumente wie Dudelsäcke und Schalmeien wird dabei durch moderne elektronische Elemente kontrastiert, was dem Song eine überraschende Frische verleiht.

Auch textlich bleibt „Geschenkt ist geschenkt“ ganz in der Tradition der Band, die schon bei Songs wie „Frei zu sein“ große Lebensweisheiten in einfache, aber wirkungsvolle Worte kleidete. Mit einer Mischung aus augenzwinkernden Reflexionen und kämpferischem Trotz rezitiert der Song universelle Lebenslektionen, die zum Nachdenken anregen, aber gleichzeitig durch die kraftvolle Musik getragen werden. Die Botschaft des Songs ist klar: Das Leben ist kurz und man sollte die Geschenke, die es bereithält, annehmen und genießen. Die punkige Attitüde, die sich vor allem in der ungestümen und rebellischen Art der Darbietung zeigt, unterstreicht diesen Lebensansatz, der sich gegen allzu viel Grübelei und Bedauern wendet.

Am Ende bleibt „Geschenkt ist geschenkt“ mehr als nur ein typischer In Extremo-Song: Es ist eine Aufforderung, das Leben in all seiner Fülle zu leben, es anzunehmen und jede Gelegenheit zu nutzen, um Spaß zu haben und zu feiern – ohne Reue, ohne Zögern.


Beim Song “Aus Leben gemacht” reflektiert In Extremo auf ihre beeindruckende Bandgeschichte und bietet einen musikalischen Rückblick auf die Höhen und Tiefen ihrer Karriere. Doch der Track gewinnt durch die Unterstützung von zwei ganz besonderen Gästen zusätzliche Tiefe: Joey und Jimmy Kelly von der legendären Kelly Family verleihen dem hymnischen Stück mit ihren Stimmen und musikalischen Beiträgen einen besonderen Glanz. Diese beiden Gäste stammen aus dem Friends & Family-Umfeld der Band und haben über die letzten Jahrzehnte immer wieder ihre Wege mit In Extremo gekreuzt.

Der Song selbst ist ein kraftvolles, gleichzeitig aber auch emotionales Stück, das sich wie eine Hymne auf das Leben und die Erfahrungen der Band entfaltet. Mit einer Kombination aus epischen Melodien und einer Botschaft, die direkt ins Herz trifft, nimmt „Aus Leben gemacht“ das Publikum mit auf eine Reise durch die Zeit – eine Reise, die die wichtigsten Meilensteine von In Extremo in den Vordergrund stellt und gleichzeitig den Blick nach vorne richtet. Die Zusammenarbeit mit den Kelly-Geschwistern fügt diesem Rückblick eine besondere Note hinzu, da die Kelly Family für ähnliche musikalische Werte steht: Zusammenhalt, Familientradition und die Liebe zur Musik.

Musikalisch ist der Song eine Mischung aus dynamischem Mittelalter-Rock und einer eingängigen Hymne, die zum Mitsingen einlädt. Die Melodie ist kraftvoll, gleichzeitig aber auch emotional und auf eine Weise sanft, die perfekt zu den Themen des Songs passt. Besonders im Zusammenspiel mit den Stimmen von Joey und Jimmy Kelly entsteht eine Harmonie, die den Zuhörer tief berührt und den Song zu einem der gefühlvollsten und eindrucksvollsten Stücke auf dem Album macht.


Der Song „Komm lass die Welt sich weiterdrehen“ ist eine kraftvolle Hymne, die den tiefen Wunsch nach Veränderung und dem Loslassen von Belastendem im Leben thematisiert. In Extremo greifen in diesem Lied das Gefühl auf, das wohl viele Menschen in unruhigen Zeiten verspüren: den Wunsch, dem Alltagsstress und den Sorgen zu entfliehen, um sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Der Titel des Songs ist dabei zugleich Programm und Metapher für den Wunsch, einfach einmal einen Schritt zurückzutreten und die Dinge ihren Lauf nehmen zu lassen, ohne sich von der hektischen Welt einfangen zu lassen.

Der kraftvolle Sound des Songs unterstreicht die emotionale Botschaft und treibt die Energie voran, die sich durch die dynamischen Gitarrenriffs und die markanten Dudelsäcke entfaltet. Musikalisch bewegt sich „Komm lass die Welt sich weiterdrehen“ im klassischen In Extremo-Stil: Eine Mischung aus mittelalterlichen Klängen und modernem Rock, die den Hörer sofort mitreißt und ihn in den Bann des Songs zieht. Gleichzeitig bleibt der Song eingängig und lädt zum Mitsingen ein, was ihn zu einem perfekten Track für Live-Auftritte macht, bei dem das Publikum gemeinsam mit der Band die Welt für einen Moment „weiterdrehen“ lassen kann.

Textlich besingt der „Aussteiger-Song“ das Bedürfnis, aus den gewohnten Bahnen auszubrechen und den Mut zu fassen, neue Wege zu gehen. Die Zeilen sind voller Hoffnung und Motivation, und doch schwingt auch eine gewisse Melancholie mit, die das Loslassen von alten Gewohnheiten und Mustern begleitet. In Extremo ermutigen den Hörer dazu, die Kontrolle abzugeben und darauf zu vertrauen, dass das Leben sich weiterdreht, auch wenn man selbst kurz innehält, um durchzuatmen.


Der episch-ergreifende Track „Terra Mater“ bildet den krönenden Abschluss des Albums und lässt In Extremo auf einer besinnlich-feierlichen Note enden. Der Song vereint kraftvolle Instrumentalisierung mit einer emotionalen Tiefe, die den Hörer in ihren Bann zieht und nicht mehr loslässt. Mit „Terra Mater“ schaffen es die Berliner Spielmänner, eine Hymne auf die Mutter Erde zu komponieren, die sowohl majestätisch als auch ergreifend ist.

Die musikalische Größe dieses Songs erinnert an die epischen Soundtracks eines Hans Zimmer. Wie in einem Kino-Soundtrack, der das Kopfkino zum Laufen bringt, entfaltet „Terra Mater“ eine bombastische Klanglandschaft, die von orchestralem Pathos und einer kraftvollen Melodie getragen wird. Der Song entfaltet sich langsam, fast feierlich, und erreicht schließlich einen bombastischen Höhepunkt, bei dem Dudelsäcke, Gitarren und Schlagzeug in perfektem Einklang zusammenwirken. Die monumentale Instrumentierung und der packende Aufbau verleihen dem Song eine fast filmische Qualität, die dem Hörer eine Gänsehaut beschert.

Textlich nimmt sich „Terra Mater“ eines großen und wichtigen Themas an: die Verbindung zur Erde, zur Natur und zur Schöpfung. Es geht um die Ehrfurcht vor der Mutter Erde, die uns nährt, beschützt und deren Schönheit es zu bewahren gilt. In einer Zeit, in der Umwelt- und Klimathemen eine zentrale Rolle spielen, setzt In Extremo mit diesem Lied ein klares Zeichen. Der Text ist durchdrungen von Dankbarkeit, aber auch von einer melancholischen Warnung, dass diese Verbindung gefährdet ist, wenn der Mensch sich nicht besinnt und den Wert der Natur zu schätzen weiß.

„Terra Mater“ ist ein Aufruf zur Besinnung und gleichzeitig ein Monumentalwerk, das in seiner emotionalen Tiefe und musikalischen Größe das gesamte Album würdig abschließt. Es unterstreicht die Vielseitigkeit von In Extremo, die es schaffen, innerhalb eines Albums von energiegeladenen Rocksongs zu tiefgründigen Balladen und schließlich zu einem epischen Finale zu wechseln, ohne dass es an Kohärenz fehlt.

Der Song steht symbolisch für den Abschluss eines weiteren Kapitels in der fast 30-jährigen Karriere der Band und verweist gleichzeitig auf die Zukunft. „Terra Mater“ lässt das Album nicht einfach enden, sondern schafft Raum für Reflexion und Nachdenken. Es ist ein würdevoller Schlusspunkt, der in seiner Kombination aus Bombast und Besinnlichkeit einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt und das Album auf eine erhebende, feierliche Weise abschließt.


Die Deluxe Edition des Albums hält für die Fans noch zwei zusätzliche Stücke bereit, die den musikalischen und thematischen Bogen weiter spannen. Der Track „Schweine“ ist ein wuchtiger Rocker, der mit kraftvollen Gitarrenriffs und einer starken Botschaft aufwartet. In diesem Song rechnet In Extremo mit all jenen ab, die intoleranten Ideologien hinterherlaufen. Die Textzeile „wer glaubt, was Besseres zu sein, fällt auf jeden Scheiß hinein“  verdeutlicht die klare Haltung der Band gegen Ausgrenzung und Rassismus. Besonders provokativ ist dabei die Metapher des „dicken Schweins auf braunem Grund“, die diejenigen anprangert, die sich selbst moralisch überlegen fühlen und dabei populistischen Ideen verfallen, aber letztlich einsam und isoliert dastehen.


Der abschließende Track „Das Totenschiff“ schlägt hingegen leisere, nachdenklichere Töne an. Im Mittelpunkt des Liedes steht ein Protagonist, der sich bewusst entscheidet, lieber in die Hölle zu gehen, als in den Himmel aufzusteigen. Diese Entscheidung offenbart eine tiefere Reflexion über das Jenseits: Der Himmel, oft als Ort der Erlösung und des Friedens idealisiert, wird hier infrage gestellt. Stattdessen erscheint er als ein Ort der Langeweile oder des Stillstands, während die Hölle, so düster sie auch sein mag, vielleicht ein Ort der Dynamik oder der Freiheit ist.


Fazit:


Das Album „Wolkenschieber“ von In Extremo demonstriert eindrucksvoll, wie die Band ihre fast 30-jährige Tradition im Folk-Rock- und Mittelaltergenre zu erhalten und gleichzeitig in der modernen Musiklandschaft relevant bleibt.


Mit einer Kombination aus bewährten musikalischen Elementen und zeitgemäßen Einflüssen zeigt die Band ihre Fähigkeit, sich anzupassen und weiterzuentwickeln, ohne ihre Wurzeln zu verlieren.


Wolkenschieber“ ist nicht nur ein musikalisches Zeugnis der aktuellen Zeit, sondern auch ein kraftvolles Statement zu den politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart.


Insgesamt ist „Wolkenschieber“ ein überzeugendes Werk, das sowohl die treuen Fans als auch neue Hörer anspricht, indem es die dringenden Themen der Zeit aufgreift und mit der typischen musikalischen Vielseitigkeit von In Extremo kombiniert.

Die Band hat es geschafft, ihre Botschaften auf eindringliche Weise zu vermitteln und gleichzeitig eine neue Klangdimension zu erschließen.


(Mit freundlicher Unterstützung und Bereitstellung des Pressematerials von

In Extremo & Another Dimensions PR Agentur)


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