Festivalbericht Tag 3: Merseburger Schlossfestspiele 2025 - zwischen Riesenrad und Rockbühne
- Redaktion
- 3. Juli
- 5 Min. Lesezeit

Vom 20. bis 22. Juni 2025 verwandelten sich die historischen Mauern von Dom und Schloss in Merseburg erneut in eine eindrucksvolle Kulisse für die Merseburger Schlossfestspiele. Unter dem Motto „Komm mit ins Zauberland“ bot das traditionsreiche Festival ein abwechslungsreiches Kulturprogramm – von mittelalterlichem Markttreiben über Kunsthandwerk bis hin zu einem hochkarätigen Musikprogramm.
Im Mittelpunkt unseres Besuchs stand der Schlossgarten, der sich einmal mehr als Herzstück der Festspiele präsentierte. Vor romantisch illuminierten Bäumen und historischen Gemäuern traten über drei Tage hinweg nationale und internationale Künstler auf und sorgten für eine musikalische Reise durch Genres und Generationen.
Ob Folk-, Gothic-/Darkrock über Kammercore oder Mittelaltermusik –
das Line-up zeigte sich so vielfältig wie das Publikum selbst. Dabei wurde nicht nur auf musikalische Qualität, sondern auch auf stilistische Vielfalt geachtet.
Die Nähe zwischen Bühne und Publikum schuf zudem eine intime Atmosphäre, wie man sie auf größeren Festivals oft vermisst.
Mehr zur Informationen zu den Schlossfestspielen kannst Du in unserem
nachlesen, welches wir im Vorfeld geführt hatten.
22.06.2025 – Eine Zeitreise und musikalische Vielfalt
Der Sonntag in Merseburg war ein Tag voller Höhepunkte. Er entführte die Besucher auf eine faszinierende Zeitreise und bot musikalische Unterhaltung für jeden Geschmack. Abseits des Schlossparks war der Festumzug in historischen Kostümierungen zweifellos das Highlight des Tages für viele Merseburger.
Festumzug: Eine „Reise durch die Zeit“
Der Umzug gestaltete sich als lebendige „Reise durch die Zeit“ und führte die Zuschauer durch verschiedene Epochen – von der Gegenwart über die „Beamtenzeit“ bis zur historischen „Herzogszeit“. Zahlreiche Musikvereine und ein Fanfarenzug begleiteten das Geschehen musikalisch, auch das Gymnasium Merseburg beteiligte sich aktiv.

Historische Fahrzeuge anno 1886 sowie Pferdekutschen verliehen dem Spektakel einen authentischen Charme. Besonders beeindruckend: das Schalmaienorchester Taucha, das mit seinen markanten Klängen die Atmosphäre bereicherte und später auch im Schlossinnenhof spielte.

Den krönenden Abschluss bildete der Auftritt von Tanzwut, die mit ihren Dudelsack-Klängen einen ganz besonderes Ende des Umzuges setzten.

Weitere Erlebnisse in Merseburg
Doch auch nach dem Umzug hatte Merseburg noch einiges zu bieten.
Der KIZ Rosental, ein örtliches Jugendfreizeitzentrum, präsentierte auf dem Domplatz unter dem Motto „Musik verbindet“ ein spannendes Musikprojekt. Junge Talente zeigten hier ihr Können – ein klares Zeichen für die verbindende Kraft der Musik.

Für Fans deutschsprachiger Schlagermusik wartete im Schlossinnenhof ein besonderes Schmankerl: „Schlagerpower“ mit Madlen Rausch, Nea Marten und Vanessa Neigert. Ihre Auftritte boten eine bunte Mischung und luden zum Mitsingen und Feiern ein.

Der Sonntag präsentierte sich als gelungene Mischung aus Geschichte, Kultur und Unterhaltung – und begeisterte damit Einheimische als auch Besucher.
Nun aber wieder zurück in den Schlossgarten:
The Cloverhearts: Frischer Folk-Rock für einen heißen Sonntag
Trotz relativer Newcomer-Position reisten The Cloverhearts mit engagierter Fanbase an. Unter brennender Sonne legte die Band ohne Umschweife mit „What Are You Waiting For“ los. Anfangs wagten sich nur wenige aus dem schattigen Bereich von FOH und Bäumen hervor, doch die Energie der Band machte schnell Schule.

Mit dem Song „Beer Is Good“ war die Stimmung endgültig entfacht – die Menge stimmte fröhlich mit ein. Spätestens bei „Drinking Song“ hatten sich zahlreiche Besucher zur Bühne begeben, angelockt vom offensichtlichen Spaß der Band.
Ihre Mischung aus traditionell keltischen Klängen – mit Tin Whistle und Dudelsack – und modernem Rock resultierte in mitreißendem Celtic Punk.

Zum Finale stimmten alle bei „Country Roads“ ein – ein perfekter Mitsing-Abschluss.
The Cloverhearts bewiesen eindrucksvoll: Diese Band bringt frischen Wind, starke Bühnenpräsenz und weiß, wie man auch bei Hitze ein Publikum begeistert.
Harpyie: Mittelalterliches Spektakel und moderne Härte
Pünktlich um 17:30 Uhr enterten Harpyie, Meister des modernen Mittelaltermetals, die Bühne – und lieferten eine Show voller epischer Melodien und fantastischer Geschichten.

Schon der Auftakt ließ keinen Zweifel: Hier würde es nicht trocken bleiben! Mit kräftigen Trommelschlägen auf Fässer, aus denen Wasser spritzte, wurde visuell ein starkes Zeichen gesetzt – eine Herausforderung für die Fotografen im Graben.

Sänger Aello eröffnete mit „Voodoo“, passend untermalt von einer unheimlichen Harpyienmaske. Songs wie „Freakshow“ und „Atreju“ zogen das Publikum schnell in ihren Bann. Die Band überzeugte mit Charme, Interaktion und Witz – etwa, als Aello die Fans bei „Omen“ aufforderte, ihre T-Shirts über den Köpfen kreisen zu lassen.

Für Lacher sorgte Brian mit einer Seifenblasenpfeife, die Aello trocken mit „Was soll die Scheiße wieder?“ kommentierte.
Mit „Löwenherz“ endete das Set kraftvoll – begleitet von einer geschwenkten Regenbogenfahne. Harpyie boten die perfekte Mischung aus Soundgewalt, Fantasie und Interaktion.

"Lasst eure T-Shirts fliegen – oder kauft euch eben ein neues!“
– Aello, Harpyie, bei „Omen“
Umbra et Imago: Düsternis, Provokation und Nähe zum Publikum
Um 18:45 Uhr betraten die Gothic-Urgesteine Umbra et Imago die Bühne – mit einer Performance, die wie gewohnt polarisierte. Mit dem Einstiegstitel „Sex statt Krieg“ wurde der Ton des Abends gesetzt. Frontmann Mozart fragte augenzwinkernd, ob das Publikum schon „in der nötigen destruktiven Grundstimmung“ sei – ein passender Übergang zu „Requiem der Nephilim“.

Trotz düsterem Image zeigte sich die Band fan-nah: Mozart verteilte wegen der Hitze Wasser, rief zur Flüssigkeitszufuhr auf und leitete so zum Song „Schmerz“ über. Beim „Märchenlied“ wechselte die Backgroundsängerin vom schwarzen Bühnenoutfit ins weiße Kleid – eine kurze, emotionale Auszeit.

„Alles Schwarz“ brachte das Publikum zum Mitsingen. Als Zugabe gab’s „Rock Me Amadeus“, bei dem Mozart in provokanten Posen glänzte – das geplante Konfetti-Finale blieb allerdings wegen technischer Probleme aus.
Mit dem Aufruf „Bleibt alle schwarz!“ verabschiedete sich die Band von einem begeisterten Publikum.

„Bleibt destruktiv – aber liebevoll!“
– Mozart, Umbra et Imago
Letzte Instanz: Ein bewegender Abschied
Der Sonntagabend hielt einen emotionalen Höhepunkt bereit:
Letzte Instanz spielte eine ihrer letzten Shows.
Nach 27 Jahren verabschiedete sich die Band von der Festivalbühne
– mit einem Auftritt, der Fans noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Schon mit Klassikern wie „Für Immer und Ewig“ oder „Maskenball“ zogen sie das Publikum in ihren Bann. Bei „Willkommen im Paradies“ hielt die Band für einen Moment in einer beeindruckenden Standbildpose inne.
Sänger Holly Loose blickte zurück: „Letzte Instanz hört auf, aber die Lieder bleiben.“
Cellist Benni ergänzte bewegende Worte über die Entscheidung, sich bewusst Zeit für einen würdevollen Abschied zu nehmen – Freundschaft statt Erschöpfung.
Passend dazu: „Wir stehen hier“.

Ein besonders rührender Moment war der Song „Wir sind eins“, der dem Paar Lars und Jessy gewidmet wurde – ihr persönliches Lied.

Die Setlist bot eine emotionale Bandbreite, von melancholisch bis euphorisch – unterstützt durch Pyroeffekte und Mitsing-Momente. Das Medley aus „Geigenschüler“ und „Egotrip“ war ein Gruß an langjährige Fans. Mit „Rapunzel“ und „Noch einmal“ neigte sich das Konzert dem Ende zu.
Holly Loose verabschiedete sich kniend am Bühnenrand
– eine Geste, die den Abschied spürbar machte.

Ein bewegender Schlusspunkt eines großartigen Festivals,
das mit viel Gefühl, Energie und musikalischer Vielfalt überzeugte.

„Wir hören auf – aber ihr bleibt in unseren Herzen. Für immer.“
– Holly Loose, Letzte Instanz

Fazit der Merseburger Schlossfestspiele 2025
Die Merseburger Schlossfestspiele 2025 waren ein voller Erfolg. Drei Tage lang wurde die Domstadt zum Zentrum musikalischer Vielfalt, historischer Inszenierungen und lebendiger Begegnungen. Mit einer gelungenen Mischung aus Festivalstimmung und traditionsreichem Stadtfest überzeugte die Veranstaltung auf ganzer Linie.
Ob mittelalterlicher Festumzug, Schlager, Folk-Rock oder Gothic – das breit gefächerte musikalische Angebot begeisterte Besucherinnen und Besucher aller Altersgruppen.
Die friedliche Atmosphäre, kreative Kostümierungen und das Zusammenspiel unterschiedlichster Stilrichtungen machten die Schlossfestspiele zu einem besonderen Erlebnis.
Die Merseburger Schlossfestspiele 2025 haben eindrucksvoll gezeigt:
Kultur, Geschichte und Musik gehören in Merseburg untrennbar zusammen.
Sammlung aller Fotos und Berichte von allen drei Tagen:
(Großer Dank gilt der Stadt Merseburg, den Veranstaltern, der Agentur In Move Konzert- & Kulturproduktionen GmbH, sowie allen beteiligten Helfern, die mit großem Engagement für einen reibungslosen Ablauf und
ein hochwertiges Programm sorgten.)
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