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Hell Nights Tour 2025 – Horror, Humor & harte Riffs in der Faust Hannover

Ein düsterer Abend mit Calabrese, The Other, Blitzkid und Wednesday 13


Tourplakat Hell Nights 2025

Ein Abend im Zeichen des Horrors

Hannover, Donnerstagabend – kurz vor Halloween. Die Hell Nights Tour 2025 machte Station in der 60er-Jahre-Halle der Faust, und schon beim Einlass war klar: Das ist kein gewöhnliches Konzertabendprogramm, sondern ein Pflichttermin für Horror-Punk-Fans.


Die Stimmung war gelöst, trotz kleiner Verzögerungen beim Einlass. Rund um den Merchandise-Bereich sorgten Walking Acts und eine liebevoll gestaltete Fotokulisse mit Spinnweben, Grabsteinen und Skeletten für Unterhaltung.

Die Halle war gut gefüllt, aber angenehm um mitzurocken, ohne eingeengt zu stehen.


Für mich persönlich war es der erste Kontakt mit dem Genre Horror Punk und die Vorfreude, diesen Mix aus Rock’n’Roll, Punk-Attitüde und morbidem Humor live zu erleben, war entsprechend groß.



Calabrese – Die Herren der Untoten

Den Auftakt machten Calabrese aus Phoenix, Arizona – eine Band, die sich selbstbewusst als „The World’s Greatest Horror Rock Band“ bezeichnet. Das Trio um die Brüder Bobby, Jimmy und Davey Calabrese steht seit über 20 Jahren für melodischen, aber düsteren Punkrock mit Horrorfilm-Einschlag.


Calabrese 1

Ihr Set mischte Klassiker wie „The Dead Don’t Rise“ mit neuem Material von der 2022 erschienenen EP „Death Cult“.

Die Mischung aus schnellen Drums, verzerrten Gitarren und eingängigen Vocals funktionierte sofort. Thematisch drehten sich die Songs – ganz genretypisch – um Vampire, Zombies, Werwölfe und düstere Gestalten aus alten B-Movies.

Calabrese lieferten einen soliden Auftakt und brachten die Menge in Bewegung. Der Sound war druckvoll, die Stimmung stieg merklich – ein gelungener Start in die Nacht.



The Other – Horror aus Nordrhein-Westfalen

Weiter ging es mit The Other, einer Band, die in der deutschen Szene längst Kultstatus genießt. Gegründet 2002 in Nordrhein-Westfalen, gehören sie zu den bekanntesten Vertretern des europäischen Horror-Punks.


Other 1

Mit ihrem neuen Album „Alienated“ (2025) präsentierten sie frisches Material, darunter das stark interpretierte Dancing With Tears In My Eyes“, ein Ultravox-Cover, das sie in eine gelungene Mischung aus Death Rock und Punk verwandelt hatten.


Other 2

Optisch überzeugten The Other wie gewohnt mit aufwendigen Zombie-Masken, Theaterschminke und einer abgestimmten Lichtshow.


Zur Mitte des Sets bildete sich ein erster Moshpit, das Publikum war nun voll dabei.


Die Band zeigte eindrucksvoll, warum sie als Aushängeschild des deutschen Horror-Punks gilt – aggressiv, eingespielt, mit klarer Live-Erfahrung.



Blitzkid – Kultband mit Wiederkehr

Als dritte Band des Abends betraten Blitzkid aus West Virginia die Bühne – für viele ein absolutes Highlight. Die 1997 gegründete Band hatte sich 2012 aufgelöst und 2019 in Originalbesetzung reformiert. Ihr Einfluss auf das Genre ist unbestritten; viele sehen sie als die Brücke zwischen klassischem Punk und modernem Horror-Sound.


Blitzkid 1

Musikalisch wechselten sie gekonnt zwischen schnellen, wütenden Songs und melancholisch-melodischen Stücken. Die Setlist reichte von frühen Werken ihres Debütalbums „Terrifying Tales“ (1999) bis zu neueren Songs vom 2022er-Release

„All Hallow’s Stre’em II“.


Blitzkid 2

Texte über Appalachen-Mythen, Geistergeschichten und amerikanischen Grusel verbanden sich mit eingängigen Hooks. Im Publikum herrschte ausgelassene Stimmung – der Pit wurde größer, die Fangesänge lauter.


Blitzkid bewiesen, dass sie nichts von ihrer Energie eingebüßt haben.



Wednesday 13 – Glam, Groove und dunkle Energie

Die letzte Band des Abends war Wednesday 13, die amerikanische Horror-Punk-Institution mit markanten Glam-Metal-Einflüssen. Gegründet im Jahr 2004, trägt die Band den Künstlernamen ihres Frontmanns Joseph Poole, der als Wednesday 13 bereits durch Projekte wie Murderdolls oder Frankenstein Drag Queens From Planet 13 

Kultstatus erlangt hatte.


Den Glam-Metal-Einfluss spürte man nicht nur an den Bühnenoutfits,

sondern auch an dem dekadenten Bühnenumbau.


Als die ersten Takte erklangen, betrat Wednesday 13 in schwarzer, mit Nieten besetzter Lederjacke die Bühne – eine Mischung aus Shock-Rock und Theater, ganz in der Tradition von Alice Cooper und Rob Zombie.


Der Sänger bewegte sich mit charismatischer Präsenz zwischen Mikroständer und Publikum, gestikulierte theatralisch, schrie, flüsterte und grinste dämonisch in die Menge.


Wednesday 13 1

Der Sound war druckvoll, der Gesang rau, die Gitarren schneidend – und dennoch war jeder Song klar strukturiert und eingängig.


 Schon nach den ersten Songs öffnete sich der größte Moshpit des Abends.

Fans tanzten, sangen und feierten – ausgelassen, aber respektvoll. Die Stimmung erreichte ihren absoluten Höhepunkt, als Wednesday 13 mit einem verschmitzten Lächeln die letzten Takte von „Scream Baby Scream“ ankündigte.


Wednesday 13 2

 In diesem Moment war die Halle ein einziger brodelnder Kessel aus

Schweiß, Rauch und Zufriedenheit.


Musikalisch zeigte die Band eine enorme Bandbreite.

Songs vom aktuellen Album „Mid Death Crisis“ (2025) dominierten die Setlist, etwa

„Good Day to Be a Bad Guy“ und „Where You Been, Rock ’n’ Roll?“,

beide voller Energie, aber mit einem deutlich düsteren Unterton.


Wednesday 13 3

Zwischendurch griff Wednesday 13 auch auf Klassiker wie „Skeletons“ (2008) und

„I Walked With a Zombie“ zurück, was die Halle in ein kollektives Mitsingen versetzte.


Thematisch ist Wednesday 13 weit mehr als die bloße Karikatur des Horror-Punks:

Zwar drehen sich viele Songs um Untote, Leichen, Wahnsinn und makabren Humor, doch immer wieder blitzen ernsthafte Themen durch – Depression, Selbstzweifel, Drogenmissbrauch und der Umgang mit dem eigenen Alter in einer Szene,

die oft auf jugendliche Rebellion baut.


Diese Mischung aus schwarzem Witz und introspektivem Tiefgang verlieh der Show eine ungewöhnliche Balance zwischen Entertainment und Ehrlichkeit.


Wednesday 13 4

Mit einem kurzen Dank an die Fans und den Satz „Stay creepy, Hannover!“ verabschiedete sich Wednesday 13 unter tosendem Applaus.


Ein Abschluss, der das Konzept der Hell Nights perfekt abrundete: laut, düster, charmant – und mit einer Fangemeinde, die in ihrer Leidenschaft kaum zu übertreffen ist.



Fazit – Vier Bands, ein Genre, viele Facetten

Die Hell Nights 2025 zeigten, wie vielfältig Horror-Punk klingen kann – von klassischem Punkrock bis hin zu Glam und Industrial-Einflüssen.


Die Stimmung war durchgehend positiv, das Publikum engagiert,

und die Organisation in der Faust wie immer solide.


Für Genre-Neulinge war es ein spannender Einstieg, für Fans ein Pflichttermin.

Einziger Kritikpunkt: Etwas mehr musikalische Abwechslung hätte dem Abend gutgetan – doch das Konzept der Tour lebt gerade von seiner konsequenten Nischenidentität.


Wer auf Misfits, Danzig, Samhain oder The Damned steht, sollte sich diesen Abend für nächstes Jahr vormerken.


Halloween in Hannover hat mit der Hell Nights ein passendes Zuhause gefunden

– mit Musik, Make-up und jeder Menge Herzblut.



©Text: Hannah Voigtländer / ©Fotos: Jan Jacobsen

(Text redaktionell überarbeitet)


Wir bedanken uns an dieser Stelle beim Kulturzentrum Faust für die Akkreditierung und Betreuung vor Ort.


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