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Joachim Witt & Sotiria in Leipzig - Lux Aeterna 2025 – Ein Abend zwischen Wort, Stimme und Sternenlicht

Konzertbericht vom 19.12.2025 aus der Philippuskirche


Tourplakat Lux Aeterna 2025 - Joachim Witt


Man betritt eine Kirche anders als eine Konzerthalle.

Die Schritte werden langsamer, Stimmen leiser, der Blick hebt sich automatisch.

In der Leipziger Philippuskirche lag an diesem Abend etwas in der Luft,

das man nicht greifen konnte, vielleicht Erwartung, vielleicht Ruhe,

vielleicht ein kollektives Bedürfnis nach Entschleunigung.


Ein schlichter Weihnachtsbaum, warmes Licht, Holz, Stein. Kein Übermaß. Kein Lärm.


Zum Tourabschluss von Lux Aeterna hatte Joachim Witt bewusst diesen Raum gewählt, einen Ort, der nichts beschleunigt, sondern trägt.


Gemeinsam mit Sotiria versprach der Abend keine Flucht im lauten Sinne,

sondern ein Eintauchen.


In Texte. In Stimmen. In Stille.



Der Beginn war alles andere als perfekt. Die Türen öffneten sich deutlich verspätet, Menschen suchten noch hastig ihre Plätze, Bewegung und leises Murmeln lagen wie ein nervöses Knistern in der Luft.


Sotiria – Nähe ohne Schutzschild


Punkt 19 Uhr kamen, fast trotzig gegen die Unruhe im Saal,

die Begleitmusiker von Sotiria spielbereit auf die Bühne.


Ganz ruhig kam Sotiria hinzu. Kein großes Ankündigen, kein Auftrittsmoment. Einfach da.


Sotiria 1

Mit „Schwarze Rosen“ begann ein Set, das nicht gefallen wollte, sondern fühlte.

Dass zahlreiche Kameras im Raum installiert waren, erklärte Sotiria offen:

Leipzig sei bewusst für eine Konzertaufnahme gewählt worden,

wegen der Atmosphäre, wegen der Menschen. Wegen der Nähe.


Sotiria 2

Diese Nähe zog sich durch die gesamten rund 35 Minuten. Songs wie „Vergib mir“ oder „Schwarzer Diamant“ wirkten in der Kirchenakustik noch direkter, verletzlicher.


Nichts war versteckt, nichts verkleidet. Besonders still wurde es bei „Vergiss mein nicht“, einem Moment, den Sotiria nutzte, um nicht nur zu singen, sondern zu erinnern:

daran, aufeinander zu achten. Zuhören. Wahrnehmen.


Sotiria 3

Bei „Eisblumen“ verwandelte sich der Raum.

Kühles, blaues Licht legte sich über die Kirche, Stimmen aus dem Publikum setzten ein, sicher, leise, getragen. Gänsehaut ohne Pathos.


Sotiria 5

Zum Abschluss kam „Weiß wie Schnee“ – ursprünglich als Duett mit Peter Heppner arrangiert, hier reduziert auf eine einzelne Stimme.

Klar, fast zerbrechlich. Kein Effekt. Nur Präsenz.


Sotiria verließ die Bühne so, wie sie sie betreten hatte: ruhig.

Und spürbar näher, als sie es vor 35 Minuten gewesen war.


Sotiria 6



Joachim Witt – Worte mit Gewicht


Um 20 Uhr übernahm Joachim Witt die Bühne. Kein dramatischer Einstieg. Kein Bruch.

Der Übergang war fließend, fast selbstverständlich.


Joachim Witt 1

Begleitet von einem fein abgestimmten Akustik-Ensemble bekamen seine Songs eine neue Textur. Weniger Wucht, mehr Raum. Weniger Pose, mehr Bedeutung.


Mit dem Silly-Cover „Bataillon d’Amour“ eröffnete Joachim Witt den Abend.

Rotes Licht, reduziert eingesetzt, unterstrich die emotionale Tiefe.

In der Kirche wirkte jeder Ton länger, jede Pause bedeutungsvoller.


Joachim Witt 2

Bei „Abendwind“ schien der Raum stillzustehen.

Viele schlossen die Augen. Niemand klatschte zu früh.

Es war kein Konzertmoment, es war ein gemeinsames Innehalten.


Joachim Witt 3

Zwei Stimmen, ein Vertrauen

Besonders berührend waren die gemeinsamen Passagen von Witt und Sotiria.

Vor „Über das Meer“ erzählten beide ruhig von ihrem Kennenlernen, davon, wie diese Zusammenarbeit entstand – ohne Pathos, ohne Inszenierung.


„Licht im Ozean“ wurde zu einem der stillsten Höhepunkte des Abends.

Zwei Stimmen, die sich nicht überlagerten, sondern trugen.

Am Ende eine Umarmung – lang, ehrlich, ohne Blick ins Publikum.


Bei „Gloria“ kehrte Sotiria später noch einmal zurück.

Ihre helle, klare Stimmfarbe bildete einen fast schwebenden Kontrast zu Witts markantem Organ. Kein Wettstreit. Nur Ergänzung.


Sternenlicht und Bewegung

Witt zeigte an diesem Abend viele Facetten.

Die ruhige Intensität bei „Und … ich lauf“, die Energie bei „Sonne hat sie gesagt“.


Joachim Witt 4

Visuell besonders eindrucksvoll wurde es bei „Wem gehört das Sternenlicht?“: Lichtpunkte wanderten durch das Kirchenschiff, als würden Sterne langsam ihre Bahnen ziehen. Kein Spektakel – eher ein leises Staunen.


Joachim Witt 5

Bei „Die Flut“ wurde das Publikum Teil der Inszenierung.

Handylichter verwandelten den Raum in ein sanftes, schimmerndes Meer.

Niemand wurde aufgefordert – es geschah einfach.


Joachim Witt 6

Ein kurzes Lächeln, dann der augenzwinkernde Ruf:

„Back to the 80s!“ – „Der Weg in die Ferne (Heaven)“. Nostalgie ohne Kitsch.


Ein Abschied ohne Eile

Das Finale war warm, beinahe familiär. Bei „Goldener Reiter“ verließ Witt die Bühne, suchte den Kontakt. Hände wurden gedrückt, Blicke gewechselt.

Keine Starallüren, keine Distanz.


Die letzte Zugabe, „Wieder bin ich nicht geflogen“, schloss den Kreis. Leise. Nachdenklich.

Kein lauter Abschied. Kein abruptes Ende. Nur Applaus, der lange anhielt.


Joachim Witt 7



Unser Fazit:


Dieser Abend wollte nichts beweisen. Er wollte bleiben.


Die Verbindung aus Sotirias emotionaler Klarheit, Joachim Witts poetischer Schwere und der sensiblen akustischen Umsetzung schuf einen Raum, der mehr war als ein Konzert.


Die Kirche verstärkte nicht – sie hielt.


Ein Abend, der entschleunigte.


Ein Abend der berührte, ohne zu überwältigen.


Ein Abend der zeigte,

dass Musik manchmal dann am stärksten ist,

wenn sie leise wird.



©Text: Saskia Giedow-Luboch

©Fotos: Stephan Sieger


Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Oktober Promotion & Management für die Akkreditierung

und bei Landstreicher Konzerte für die Organisation.


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