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Konzertbericht: Incubus - Morning View (Special Guest: Lucinda Chua)

Aktualisiert: 4. Mai

vom 30. April 2025 aus der Lanxess Arena


Konzertplakat Köln Incubus

Als Konzertfotograf ist man selten einfach nur Zuschauer. Man ist mittendrin, aber immer mit dem Blick durch die Linse. Und doch gab es Momente beim ausverkauften und gleichzeitig exklusiven Deutschlandkonzert von Incubus in der LANXESS Arena in Köln, in denen ich fast vergaß, den Auslöser zu drücken.  Was die Kalifornier da auf die Bühne brachten, war mehr als ein Nostalgietrip. Es war ein visuelles und musikalisches Gesamterlebnis aus meditativem Teppichboden auf der Bühne und psychedelischer Lasershow auf den Leinwänden.


Incubus 1


Lucinda Chua: zart, seltsam, konsequent fehlplatziert

Lucinda Chua 1

Der Abend begann sehr ruhig. Die Cellistin und Solokünstlerin Lucinda Chua eröffnete mit seichten Klängen zwischen Loopstation und klassischem Instrument. Ihr Auftritt wirkte eher, wie eine Performance bei einer Galerieeröffnung, als ein Konzert-Opening einer Rockband und obwohl sie stilistisch kaum zur Hauptband passte, ist das bei Incubus fast schon Tradition.

Bereits 2023 in der Uber Arena Berlin hatten sie mit Lealani eine ebenso eigensinnige Künstlerin dabei. Es scheint, als setzen Incubus bei ihren Vorbands eher auf Kunst statt Kommerz.



Warum wir Fotografen Lucinda Chua ursprünglich nicht ablichten sollten, bleibt allerdings ein Rätsel. Nur mit viel Geduld und Rücksprache unter den Securityteams durften wir noch knappe zwei Lieder lang Aufnahmen von Lucinda Chua machen, wobei am Ende ein kurzer Marsch durch den Graben gereicht hätte, und das Bild wäre im Kasten gewesen.  


Ebenso verwunderte uns die Entscheidung, erst bei Lied 4, 5 und 6 der Hauptband zu fotografieren. „Üblich ist das nicht“ betonten auch die Fotografenkollegen anderer Magazine, während wir hinter einer schweren Stahltür die zum Backstage führte, die ersten drei Songs abwarten, um dann zum Graben eskortiert zu werden.

Vermutlich wollte man das Publikum nicht mit Linsen und Objektiven vom Opener „Nice to Know You ablenken. Vielleicht wollte man aber auch der Band Raum zum Warmwerden zu geben. Möglicherweise auch einfach nur, weil Incubus es können.


Teppich, Trip und tiefer Sound: The Morning View live

Als Incubus die Bühne betraten, war sofort klar, das Konzert wird auch im Gedächtnis der Besucher bleiben und Erinnerung an vergangene Jugendtage wecken. Denn immerhin wurde das Album „The Morning View, welches der Tour den Namen verlieh,

bereits 2001 das erst Mal veröffentlicht.


Incubus 2

Genauso alt, wie das Album, war vermutlich auch der Teppich unter den Füßen der Band. „Den hatten die vor 20 Jahren schon auf der Bühne“, flüsterte mir einer der Fotografen lautstark zwischen den Tönen von Echo“ und „Have you ever ins Ohr.  


Aber der Teppich und die warme Beleuchtung ließen die Lanxess Arena fast wie ein großes Wohnzimmer erscheinen, in welchem Brandon und seine Band Geschichten erzählten.  Und inmitten dieser Geschichten entwickelte sich die Show zu einer Art bewusstseinserweiterndem Trip. Eine Lasershow aus Neon und Visuals auf den Leinwänden wie aus einem Hippietraum, psychedelisch, verspielt, fließend.


Incubus eben


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Das Morning View-Album wurde komplett durchgespielt. Jeder Song war wie ein Kapitel in einem Buch, was man nach 20 Jahren mal wieder aus dem Schrank holt und doch mit Freude liest. Besonders bewegend waren „Blood on Ground“ und auch das Abschlusslied „Drive“ (vom Album „Make yourself“) mit reduzierter Instrumentierung und einem fast stillen Brandon Boydf. Dieser hielt sich auch zwischen den Songs mit Ansagen bedeckt, brachte allerding das Publikum mit seinem „Danke Cologne“ zum Schmelzen.


Incubus 4

Ein Publikum, das nicht nur zuhört, sondern "mitvibet"

Was Incubus zusätzlich tragen konnte, war das Publikum. Kein Gerangel, kein Geschubse, sondern einfaches Fühlen der Musik und eine ganze Arena die Lieder wie „Aqueous Transmission“ oder „The Warmth“ mitsang. Bei „Are You In?“, welches ein Phil Collins-Snippet von „In The Air Tonight“ beinhaltete, war ein Gemeinschaftsgefühl in einer Größenordnung zu spüren, wie ich es selten zuvor erlebt hatte.


Incubus 5

Fazit: Mehr als Musik

Natürlich wäre es ein recht kurzes Incubus Konzert gewesen, wenn nur die Songs von

„The Morning View“ auf der Setlist gestanden hätten. So folgten nach dem Album eine Mischung aus weiteren Klassikern: „Anna Molly“, „The Warmth“, „Vitamin“ (mit Portisheads „Glory Box“ als Zwischenspiel, bei dem auch die Bassistin Nicole Row ihre Gesangskünste unter Beweis stellte) und natürlich „Pardon Me“ und „Drive“. Bei „Under My Umbrella“ schlich sich sogar ein charmantes Rihanna-Sample ins Arrangement. „Incubus sind also auch eine klasse Coverband“ scherzten wir unter den Fotografen.


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Natürlich hätte ich mir als Fan dieser Band noch so einige Lieder mehr gewünscht, aber der Abend war so fantastisch, dass es am Ende kaum ins Gewicht fiel.

Was bleibt, ist das Gefühl, etwas Besonderem beigewohnt zu haben.


Incubus haben den Spagat zwischen Intimität und Größe mal wieder geschafft.

Es war kein Konzert, dass mit Wucht überzeugen wollte, sondern eins mit Atmosphäre und überraschender Nahbarkeit. Für mich als Fotograf war es ein Geschenk. Für alle anderen im Raum vermutlich auch.


Incubus 7

"Noch nebenbei:"

Im Herbst soll nach Angaben der Band ein neues Album erscheinen.

Die Songs seien bereits fertig aufgenommen und abgemischt. Für Bassistin Nicole Row wird es das erste Incubus Album sein, auf dem sie aktiv als Mitglied der Band mitgewirkt hat. Vermutlich wird es dann auch eine neue Tour geben.


(Wir bedanken uns an dieser Stelle für die Organisation und Durchführung

und der tollen Zusammenarbeit bei x-why-z Konzertagentur GmbH & Co. KG)


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