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Konzertbericht: Girlschool, Alcatrazz & David Reece’s Bangalore Choir

Classic-Metal-Triple im Hellraiser Leipzig (03.12.2025)



Tourplakat Girlschool Alcatrazz Bangalore Choir 2025

Mit Girlschool, Alcatrazz und David Reece’s Bangalore Choir machte Anfang Dezember ein echtes Schwergewichtspaket Station im Hellraiser Leipzig.


Eine Tour, die bewusst auf moderne Trends pfeift und stattdessen genau das liefert, wofür diese Namen seit Jahrzehnten stehen:


"ehrliche Riffs, große Refrains, ausgeprägte Soli und eine ordentliche Portion

Rock’n’Roll-Attitüde."


Mit Girlschool eine der legendärsten All-Female-Rockbands Großbritanniens,

deren Karriere bis in die späten Siebziger reicht.


Mit Alcatrazz eine US-Heavy-Metal-Institution, bekannt für hochklassige Musiker

und technisch anspruchsvolle Songs.


Und mit David Reece, Ex-Accept- und Bonfire-Sänger, ein Frontmann, der mit

Bangalore Choir den melodischen Stadion-Hardrock der späten Achtziger

wiederaufleben lässt.



David Reece & Bangalore Choir – Stadionrock im Clubformat

Den Startschuss setzten David Reece & Bangalore Choir – und zwar mit ordentlich Druck auf dem Kessel. Der Club war bereits gut gefüllt, doch mit den ersten Akkorden schlossen sich auch die letzten Luftlöcher vor der Bühne.

Was folgte, war klassischer Hard’n’Heavy mit fettem Stadionrock-Charakter,

der selbst im kompakten Clubformat mühelos funktionierte.


David Reece 1

Im Zentrum stand natürlich David Reece selbst: stimmlich souverän, charismatisch, publikumsnah. Reece ist und bleibt eine der markantesten Stimmen des melodischen Hardrocks, mit dieser besonderen Mischung aus Kraft und emotionaler Tiefe. Getragen wurde das Ganze von einem starken Line-up: Eric Juris & Diego Pires (Gitarren), Riccardo Demarosi (Bass), Nello Savinelli (Drums)


David Reece 2

Mit „XTC“, „Generation Clash“ und vor allem „Hellhammer“ zündeten direkt mehrere Accept-Klassiker – letzterer bis heute der stärkste Track des umstrittenen Eat The Heat-Albums. Spätestens hier waren die ersten Fäuste oben, der Club endgültig auf Temperatur.


David Reece 3

Zuvor hatten bereits die neuen Nummern „I’m Headed For“ und vor allem

„Bullet Train“ gezeigt, dass David Reece nicht in der Vergangenheit stehen bleibt:

Der Song ist ein echter Chartbrecher, feierte direkt Platz 1 als Neueinstieg in den US-Rockcharts und hält sich aktuell noch immer stabil in den Top 10,

ein Ausrufezeichen, das auch live mit voller Wucht einschlug.


David Reece 4

Einen der emotionalsten Momente des Sets lieferte die Cover-Version von „Ain’t No Love In The Heart Of The City“. Ein echter Gänsehautmoment im dicht gedrängten Club.


Doch Bangalore Choir sind längst mehr als nur eine Classic-Cover-Institution.

Stücke wie „Driver’s Seat“, die aktuelle Single „Victim Of The Night“ sowie das kraftvolle „Angel In Black“ vom Album On Target fügten sich nahtlos ins Set ein. Dazu kam mit „Just One Night“ ein weiterer Rückgriff auf das „On Target“-Material.


David Reece 5

Das Ergebnis: ein frisches, homogenes und überraschend zeitgemäßes Hardrock-Set mit hohem Wiedererkennungswert, starken Hooks und

ordentlich Stadionflair im Clubformat.


Die Stimmung war gesetzt – und Leipzig war warm gespielt.



Alcatrazz – Virtuosität, Pathos und Hochgeschwindigkeits-Metal

Nach dem stadionrockigen Auftakt hieß es: ALCATRAZZ betreten die Bühne und mit ihnen zog schlagartig ein ganz anderer, deutlich epischer Vibe ins Hellraiser ein.


Frontmann Giles Lavery entpuppte sich als echtes Stimm-Monster. Sein Organ bewegt sich mühelos in Tonregionen, die selbst gestandene Rocksänger nur selten erreichen. Dieser Mann singt nicht – er thront über den Songs.


Alcatrazz 1

Neoklassische Gitarrenakrobatik, präzise Rhythmusarbeit und hymnische Arrangements verschmolzen zu einem Set, das tief in der Bandgeschichte wühlte und

zugleich modern veredelt wurde.


Alcatrazz 2

Auf dem Programm standen unter anderem die Lavery-veredelten Klassiker

„Too Young To Die, Too Drunk To Live“, „Hiroshima Mon Amour“,

„Sword Of Deliverance“, „Island In The Sun“, „God Blessed Video“ und

„Kree Nakoorie“ – US-Metal mit Pathos, Technik und viel Drama.


Alcatrazz 3

Im Publikum zeigte sich eine interessante Spannung:

Zwischen ehrfürchtigem Staunen über das handwerkliche Niveau und

echter Euphorie bei den bekannten Refrains.


Klar: Nicht jeder kann mit dieser sehr technisch geprägten US-Metal-Schule etwas anfangen, aber an diesem Abend lieferte ALCATRAZZ

eine absolut souveräne, hochklassige Performance ab und

dürfte sich im Hellraiser spürbar neue Fans erspielt haben.



Girlschool – Der Abriss einer lebenden Legende

Nach Virtuosität und Pathos folgte die finale Abrissbirne des Abends: GIRLSCHOOL


Als die Britinnen die Bühne betraten, war sofort klar: Jetzt wird hier nichts mehr seziert oder bestaunt – jetzt geht’s direkt in die Magengrube.

Roh, laut, ungeschliffen. Rock’n’Roll in seiner ehrlichsten Form.


Girlschool 1

Seit über 45 Jahren stehen GIRLSCHOOL für genau das, was Rockmusik im Kern ausmacht: Energie, Attitüde und maximaler Vortrieb.

Als dienstälteste rein weibliche Rockband der Welt schreiben sie Musikgeschichte – live aber interessiert das keinen theoretisch. Hier zählt nur die unmittelbare Wirkung.


In der Besetzung Kim McAuliffe (Gitarre/Gesang), Jackie Chambers (Leadgitarre), Olivia Airy (Bass) und Denise Dufort (Drums) walzte eine Formation über das Hellraiser, die nichts von ihrer Wucht eingebüßt hat. Motorhead-Schlagseite inklusive.


Girlschool 2

Was folgte, war knarziger, staubtrockener Oldschool-Rock’n’Roll mit maximalem Arschtrittfaktor. Keine Effekte, kein Firlefanz – nur Riff, Rhythmus und rotziger Charme. Exakt so, wie man GIRLSCHOOL seit Jahrzehnten kennt und liebt.


Girlschool 3

Jackie Chambers ließ ihre Gitarre quietschen, röhren und kreischen, Olivia Airy schob mit massivem Bassdruck von unten, während Denise Dufort das rhythmische Bollwerk gnadenlos nach vorne peitschte.


Girlschool 5

Und Kim McAuliffe? Nach wie vor eine Naturgewalt – mit markigen Ansagen, breitem Grinsen und dieser unverkennbaren, ehrlichen Rock’n’Roll-Attitüde,

die man nicht lernen kann.


Girlschool lieferten exakt das, wofür ihr Name seit Jahrzehnten steht: kompromisslosen, ehrlichen Rock’n’Roll,

laut, direkt und ohne Netz und doppelten Boden.



Fazit:

Dieser Abend im Hellraiser Leipzig war

eine Lehrstunde in Sachen Classic Metal und Hardrock.


David Reece & Bangalore Choir lieferten den emotionalen, hymnischen Einstieg.

Alcatrazz überzeugten mit technischer Brillanz und epischem US-Metal.

Girlschool rissen am Ende alles ein – roh, laut, kompromisslos.


Echter Rock’n’Roll alter Schule lebt – und zwar verdammt laut.



Text: Saskia Giedow-Luboch & Stephan Sieger

Fotos: Stephan Sieger / NoRush


Wir bedanken uns an dieser Stelle bei David Reece für die Akkreditierung.


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