SABATON - "The Legendary Tour" - Europe 2025
- Redaktion

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Konzertbericht vom 08. Dezember 2025 - ZAG Arena Hannover

Feuer, Stahl & Fanliebe:
Sabaton verwandeln Hannover in ein Schlachtfeld der Emotionen
In der Vorweihnachtszeit kehrt eigentlich Ruhe ein. Eigentlich.
Doch am 8. Dezember 2025 hebt Sabaton diese Regel mit einem einzigen Schlag auf.
In der ZAG Arena Hannover ist an diesem Abend nichts leise, nichts besinnlich – stattdessen lodert ein dreistündiges Spektakel aus Pyro, Power Metal,
Orchesterwucht und szenischem Bombast.
Schon beim Betreten der Halle eröffnet sich ein Anblick, der klar macht:
Hier wurde nicht gekleckert, hier wurde gebaut.
Eine Burganlage erstreckt sich über die Bühne, flankiert von Bannern, Emblemen und einem riesigen Almanach mit Drachenmotiv, das wie ein Portal in eine andere Zeit wirkt. Während die letzten Plätze gefüllt werden, flackern die Lichtinstallationen über die Zuschauer hinweg, die Spannung steigt, das Murmeln verdichtet sich,
bis ein einziger, kräftiger Jubel den Startschuss markiert.
The Legendary Orchestra – Symphonische Wucht & feierliche Grandeur

Mit einem einzigen, majestätischen Akkord erhebt sich The Legendary Orchestra und verwandelt die Arena in ein akustisches Monument. Bei über 30 Musikerinnen und Musikern wirkt selbst die massive Bühne plötzlich klein, fast intim. Kerzenlicht flackert, Streicher und Blechbläser bauen einen Klangkörper von beeindruckender Tiefe auf, und die Percussion rollt wie ein herannahendes Bataillon.
Im Zentrum: Noa Gruman, die gleichzeitig dirigiert, singt und die Menge steuert, als sei die Arena ihr persönlicher Resonanzraum. Daneben Patty Gurdy, deren Drehleier die orchestralen Arrangements mit einer folkigen, mittelalterlichen Färbung versieht, und
Mia Asano, deren Violine mal verspielt, mal brachial über das Ensemble gleitet.
Hervorzuheben sind auch die Stimmen des Chores: fünf Sängerinnen und Sänger, getragen von Grumans brillierenden Höhen und der klaren, strahlenden Präsenz von
David Akesson, der den Raum mühelos füllt.
Die Arrangements von Sabaton-Songs – mal sinfonisch ausladend, mal chorisch getragen – entfalten eine eindrucksvolle Wucht. Das Publikum reagiert begeistert:
Handylichter tanzen, Hände klatschen synchron im 4/4-Takt, Jubel brandet auf.
Unter donnerndem Applaus verabschiedet sich das Orchester und
macht den Weg frei für die Hauptattraktion.

Sabaton – Ritter, Kanonen & neun Kostümwechsel
Nach einer kurzen Umbaupause stürzen Sabaton förmlich aus den Burgtoren,
in voller Ritterrüstung.
„Templars“ und „The Last Stand“ eröffnen ein Set, das weniger Konzert
und mehr filmreifes Epos ist.

Zwei gigantische Hände heben das Drumkit in die Höhe, während eine Hängebrücke zur zweiten Stage mitten in der Arena herabgelassen wird.
Unter ohrenbetäubenden Jubel marschieren Sabaton über die Brücke zur kleineren Burg und stehen plötzlich mitten im Publikum – greifbar, nah, triumphal.

Und von diesem Moment an gibt es keinen Rückwärtsgang mehr.
Die Crowd feuert ununterbrochen: „Noch ein Bier!“
Joakim Brodén? Wehrlos.
Dieser Running Gag ist längst Ritual.
Show, Humor, Drama – Sabaton erzählen Geschichte in Echtzeit

Zwischen Pyro, Stahl und Hörnern inszeniert die Band eine humorvolle Streiterei zwischen Napoleon, Cäsar und Dschingis Khan – ein absurdes Stück Historien-Comedy,
das dennoch perfekt ins Setting passt.
Gestik, Pathos, markige Sprüche – alles war dabei.
Der Disput eskalierte, bis Cäsar, ganz seinem historischen Schicksal entsprechend,
den stilechten Dolchstoß erhielt und theatralisch blutend zusammenbrach.
Bevor die Situation vollends zur historischen Seifenoper entgleiten konnte, schritten die Tempelritter ein – eine schwer gerüstete Formation, die die Monarchen resolut von der Bühne scheuchte und den Fokus wieder auf das Wesentliche lenkte.
Ihr Kommandant knurrte ins Mikrofon, als wolle er die gesamte Halle vereidigen:
„I say Saba — you say ton!“
Und die Crowd gehorchte mit ohrenbetäubender Wucht.
Unter den Helmen der Tempelritter verbargen sich längst die Sabaton-Mitglieder selbst, die inkognito Teil des Spektakels waren – ein augenzwinkerndes Detail, das den theatralischen Charakter der gesamten Show wunderbar abrundete.
Zu „I, Emperor“ rollen französische Kanonen auf, Napoleon verabschiedet
den blutenden Cäsar mit einem trockenen:
„Don’t bleed on the stage, Caesar.“

Von Weihnachtsfrieden bis Gasmaske – Sabaton decken alle Extreme ab
Wenn Sabaton wollen, können sie die Arena in Sekunden zum Beben bringen,
doch sie können auch das Gegenteil.
Bei „Christmas Truce“ glitzert die ZAG Arena wie ein Sternenhimmel.
Handylichter, sanftes Chor-Arrangement, eine ruhige Erzählung aus dem Ersten Weltkrieg, ein Moment von fast zerbrechlicher Schönheit.

Kurz darauf schlägt die Stimmung um:
„Attack of the Dead Man“.
Broden in Gasmaske.
Die Band schreitet durch die Menge, die Arena bricht in eine Mischung aus Schrecken, Faszination und purer Energie aus.
Ein Sound, der sitzt. Eine Produktion, die Maßstäbe setzt.
Sabaton beweisen an diesem Abend erneut, warum sie zu den Speerspitzen
des modernen Power Metals gehören.

Die Produktion ist gigantisch, aber präzise;
die Pyrotechnik beeindruckend, aber nicht überladen;
der Sound satt, klar und ausgewogen.

Die Fans – von ganz vorne bis in die oberen Ränge – werden durchgehend abgeholt.
Es wird getanzt, gejubelt, gerufen, mitgesungen.
So unterschiedlich die Songs, so einig ist sich das Publikum:
Sabaton liefern ab.
Fazit: Ein Abend, der bleiben wird
Die „Legendary Tour“ trägt ihren Namen vollkommen zu Recht.
Dieser Abend in Hannover war ein cinematisches Metal-Erlebnis, das Orchesterwucht, Humor, historisches Storytelling und puren Bombast miteinander vereinte.

Sabaton haben hier nicht einfach ein Konzert gegeben.
Sie haben eine Schlacht geschlagen, ein Fest gefeiert, eine Legende erzählt
und 12.000 Menschen mitgenommen.
Ein triumphaler Jahresabschluss.
Ein Ereignis, das Maßstäbe setzt.
Text (redaktionell überarbeitet): Elena Cor Tauri
Fotos: Jan Jacobsen
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Hannover Concerts für die Akkreditierung und Betreuung vor Ort.





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